Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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NABBURG

Stadt

Kreis: Schwandorf
Datierung: Horní Falc
Lage: 8. - 12. Jahrhundert

Zugang

Die ursprüngliche frühmittelalterliche Burg liegt unter der heutigen Stadt Nabburg.

Bedeutung

In der späten karolingischen, ottonischen und salischen Zeit gehörte Nabburg zu den mächtigsten Burgen Nordbayerns.

Geschichte

Die Besiedlung von Nabburg reicht bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit fanden hier intensive Bauaktivitäten statt. Es entwickelte sich auch das wirtschaftliche Umfeld. Dadurch gehörte Nabburg bald zu den mächtigsten Burganlagen der Oberpfalz. In schriftlichen Quellen erscheint Nabburg sehr bald, gleich neben den weiteren mächtigen Stützpunkten, wie Premeberg im Jahre 805, Lauterhofen im Jahren 806 und Allersburg im Jahre 850. Im 8. und 9. Jahrhundert wurde Nabburg zu einer vorgeschobenen Stütze der herzoglichen oder kaiserlichen Macht, die zur Kontrolle der Oberpfalz sowie für zeitweilige Feldzüge ins Böhmische genutzt wurde. In Kontraposition oder anfänglich zur Mittwirkung wurde in der Nähe, in Sulzbach, ein weiterer mittelalterlicher Stützpunkt gebaut, der später zu einer der mächtigsten hochmittelalterlichen Burgen wurde. Interessant ist die Frage, welche Rolle beide Zentren bei Landesausbau dieses Gebietes gespielt haben, insbesondere wenn Nabburg der Stützpunkt des bayerischen Herzogs und Sulzbach der fränkisch-karolingischen Seite war.
Nabburg wurde zum Ort für die Gestaltung der Verwaltung im östlichen Nordgau, das als eine Verbindung mit Regensburg und ein Brückenkopf ins Böhmische diente. 1040 wird das kontrollierte Gebiet als Marcha Nabburg erwähnt. Ihre Bedeutung behielt die Anlage bis ins 12. Jahrhundert, wann ihre Umwandlung in eine hochmittelalterliche Stadt begann.

Beschreibung

Die mächtige Burg Nabburg entstand über dem Fluss Naab, entlang dem die Handelsstraße nach Prag führte. Die Burg hatte eine Fläche von 5 bis 6 ha, damit war sie eine der größten Burgen in der Oberpfalz. Die Kernburg erstreckte sich auf etwa 0,84 ha. Die ganze Burg wurde mit einer Mauer und einem Graben befestigt. Die Steinmauer der Kernburg konnte in einigen archäologischen Sonden im nordöstlichen Zwingerabschnitt freigelegt werden. Dank Radiokarbondatierung konnte nachgewiesen werden, dass es sich tatsächlich um eine Mauer aus dem späten 9. und frühen 11. Jahrhundert handelt. Weitere Relikte der Mauer wurden im Bereich der ursprünglichen Vorburg entdeckt, wo auch sehr homogene Keramik aus dem 10. Jahrhundert gesammelt werden konnte. Durch die Entdeckung der Steinmauer mit Mörtel konnte bestätigt werden, wie mächtig die oberpfälzer Burgen in der karolingischen Zeit befestigt waren. Tatsächlich gehörte Nabburg und seine Mauer, die eine Fläche von 5,4 ha umgab, zu großen Festungen, wie Bamberg, Sulzbach oder Lamberg bei Cham. Im befestigten Bereich konnten stellenweise auch Siedlungsspuren nachgewiesen werden, es standen hier viele Holzbauten. Entdeckt wurde auch eine Feuerstelle, die Kohlenstückchen vom Ende des 7. bis 9. Jahrhunderts enthielt. Gefunden wurde viel Keramik und Knochen aus dem 10. Jahrhundert. Zu den interessanten Funden gehören Produkte aus Metall, wie zum Beispiel Pfeilspitzen oder ein bronzener Schmuck (Schläfenring?) mit der Darstellung eines Kreuzes. Funde von Militaria können dann im Zusammenhang mit Feldzügen ins Böhmische und dem Angriff der Ungarn im Zusammenhang stehen.

Literatur

HENSCH, M. 2008: Auf den Spuren König Heinrichs I. Erste archäologische Erkenntnisse zur Frühmittelalterlichen Nabepurc, Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz und in Regensburg 8, 245-280.
HENSCH, M. 2012: Das wahre historische Gesicht Nabburgs – 1300 Jahre Geschichte unter dem Kindergarten, Lkr. Schwandorf, Oberpfalz, Das archäologische Jahr in Bayern 2011, 123-126.
HENSCH, M. 2007: Archäologische Spuren der Frühmittelalterlichen Nabepurg: Stadt Nabburg, Landkreis Schwandorf, Oberpfalz, Das Archäologische Jahr in Bayern 2006, 130-133.
HENSCH, M. 2008: Lauterhofen – Sulzbach – Nabburg – Ermhof: Apskete zur karolingischen Herrschaftsstruktur in der mittleren Oberpfalz, Bayern und Ingolstadt in der Karolingerzeit, 163-194.