Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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BARBARABERG

Grabstätte

Kreis: Neustadt am Kulm
Datierung:
Lage: 8. – 11. Jahrhundert

Zugang

Der Barbaraberg bei Speinshart ist die Westspitze des Bergrückens, dessen Vorgebirge von überall sichtbar ist.

Bedeutung

Die frühmittelalterliche Grabstätte befand sich in der Region Nordmark, dem sogenannten Nordgau. Im frühen Mittelalter wurde dieses Gebiet von slawischen Volksgruppen besiedelt. Nach den hier gefundenen Objekten können Bestattungen ab der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts datiert werden. Es scheint die Grabstätte des örtlichen niederen Adels gewesen zu sein.

Geschichte

Der zentrale Punkt der Stätte war die Kirche, die erstmals im 14. Jahrhundert in schriftlichen Quellen erscheint. An seiner Stelle wurde im Jahr 1741 die Wallfahrtskirche St. Barbara errichtet, die zu dieser Zeit zur nahe gelegenen Abtei der Prämonstratenser in Speinshart gehörte. Diese liegt etwa 2 km südwestlich. Während der archäologischen Forschung wurden östlich des Barockgebäudes die Fundamente eines mittelalterlichen Schreins entdeckt. Dadurch konnte man sich endlich ein Bild von seiner Form machen. Es handelte sich um eine etwa 8 m breite einschiffige Kirche,an die ein rechteckiges Presbyterium von 5 x 5 m angebracht war. Auf dem Gelände wurden hochwertiges Mauerwerk mit Putzfragmenten und andere Funde entdeckt, durch die das Gebäude ins Spätmittelalter datiert werden konnte. Im Chorraum wurden die mittelalterlichen Fundamente der Kirche durch drei Kindergräber zerstört. Es wurden auch weitere in Mörtel eingebetteteSchädel gefunden, die auf eine jüngere Datierung der Kirche im Vergleich zur Grabstätte hinweisen.

Beschreibung

Die Grabstätte ist eine der größten in der Oberpfalz. Während der seit 1992 durchgeführten archäologischen Untersuchungen wurden insgesamt 297 Skelette dokumentiert. Alle waren von West nach Ost ausgerichtet. Die Dichte der Bestattungen war beträchtlich. Einzelne Gräber störten sich oft gegenseitig. Es war üblich, mehrere Tote in einem Grab zu bestatten, was auf die Beerdigungen von Familienmitgliedern hinweisen kann (z. B. Mann, Frau, Kind oder Frau-Kind-Kombination). DasVerkleiden von Gräbern mit Steinenwurde nur vereinzelt identifiziert, meistens wurden die Toten in Holzsärgen bestattet. Fast 70% der Gräber waren ohne Austattung. Vielleicht ist dies ein Beweis für das sich ausbreitende Christentum, das die Aufbewahrung von Almosen in Gräbern verboten hat. Der Rest der Gräber enthielt Kleidung und Schmuck. Neben den S-förmigen Ohrringen wurden auch Glasperlen und -ringe gefunden. Aus den Holzsärgen sind Eisennägel erhalten geblieben und es wurden mehrere Keramikfragmente gefunden.

Literatur

Heidenreich, A. 1996: Ein slawischer Friedhof mit Kirche auf dem Barbaraberg. Das archäologische Jahr in Bayern, 152-155.
Heidenreich, A. 1998: Ein slawischer Friedhof mit Kirche auf dem Barbaraberg im Landkreis Neustadt/Waldnaab. Pressath.
Heidenreich, A. 1999: Der slawische Friedhof auf dem Barbaraberg bei Speinshart, Okr. Neustadta. d. Waldnaab. In: Archeologická pracovní skupina východní Bavorsko/západní a jižní Čechy/Horní Rakousko Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberösterreich, 183-192.