Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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RABY

Burg

Kreis: Klattau
Datierung: Plzeňský kraj
Lage: 1. - 17. Jahrhundert

Zugang

Die Burg ist bequem vom Marktplatz der Stadt Raby (Rabí) zugänglich, auf dem sich auch ein Parkplatz befindet.



Bedeutung

Die Burg Raby ist die größte Burgruine Westböhmens. Die Burg gehörte zu den bedeutendsten und größten adligen mittelalterlichen Festungen des 14. bis 17. Jahrhunderts. Heute gehört die staatliche Burg zu den am meisten aufgesuchten touristischen Denkmälern.

Geschichte

Die ersten schriftlichen Nachrichten stammen erst von 1380, wann die Burg Raby als Eigentum des Puta von Schwihau aus dem Adelsgeschlecht der Riesenberger erwähnt wird. Die Gründung der Burg ist unklar. Auf Grundlage von archäologischen und historischen Untersuchungen werden die Anfänge der Burg in die Zeit der Wende des 13. und 14. Jahrhunderts gelegt. Die von Schwihau bauten die Burg schrittweise aus. Während der Hussitenkriege unterstützen die Besitzer der Burg den römischen König, sein 1433 Kaiser Sigismund von Luxemburg. So wurde die Burg in den Jahren 1420 und 1421 zweimal durch die Hussiten erobert. Die zweite Belagerung der Burg wurde dem hussitischen Hauptmann Jan Žižka von Trocnov zum Verhängnis. Durch einen Pfeil aus einer Armbrust wurde er an seinem zweiten noch gesunden Auge verletzt. In Folge dessen wurde er blind. Die gegenwärtige monumentale Gestalt der Burg entstand in Folge eines gegen 1490 begonnen umfangreichen Umbaus im spätgotischen Stil. Die Burg wurde um eine frühmoderne Befestigung ergänzt, die durch Artilleriebasteien unterstützt wurde. 1499 wurde das anliegende Dorf Raby zur Stadt gehoben. Wegen Geldnot der Riesenberger veränderte die Burg in der Hälfte des 16. Jahrhunderts ihre Besitzer. Die Burg verlor allmählich ihre Funktion als Residenz. Unter den Chanovský von Dlouhá Ves ist sie allmählich verfallen. Endgültig zerstört wurde die Burg zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges durch Mansfeldsche Truppen, die diese traditionell katholische Festung besetzt haben. 1708 kaufte die verlassene Burg der Bischof von Passau und Kardinal Johann Phillipp von Lamberk. Den von Lamberg gehörte die Burg bis 1920. Seit 1954 ist die Burg im Eigentum des tschechischen Staats.

Beschreibung

Die Burgruine liegt auf einer Kalksteinerhebung (528,3 m NN) über der Wottawa (Otava). Für den ältesten Teil der Burg wird der große zweistöckige Wohnturm gehalten mit einem 13 x 19 m großen rechteckigen Grundriss. Der Turm wurde an der höchsten Stelle der Burg gebaut und durch eine starke Steinmauer umfriedet. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde der Turm um einen Aufbau erhöht und zum einem mächtigen Donjon umgestaltet. Gleichzeitig entstand eine befestigte Vorburg, auf der etliche Wirtschaftsgebäude entstanden. Seine endgültige Gestalt erhielt der gesamte Burgkomplex während Umbauten am Ende des 15. Jahrhunderts, indem drei Teile der Anlage entstanden und die Burg zu einer monumentalen frühmodernen Festung wurde. An der Süd- und Nordseite wurde eine mächtige Mauer mit Artilleriestellungen gebaut, die mit Bollwerken verstärkt wurde. Mit der Untersuchung der Burg sind regelmäßig Archäologen beschäftigt. Zu den interessanten Untersuchungen der letzten Jahre gehört die Freilegung einer Burgmälzerei, die nicht durch schriftliche Urkunden belegt war. Gefunden wurde ein Überrest einer Malzdarre aus dem 15. Jahrhundert. Durch Ausschwemmen einer Probe der Füllung konnten viele verkohlte Pflanzenüberreste gewonnen werden. Mit Hilfe einer archäobothanischen Untersuchung der Makroreste konnte eine Überlegenheit angekeimter Gerstenkörner ((Hordeum vulgare subsp. vulgare) festgestellt werden, die als ein Malzüberrest angesprochen werden konnte. Untersucht wurde auch das Brennholz.

Interessant

Sehenswert ist die vermutlich im 14. Jahrhundert gegründete Dreifaltigkeitskirche unterhalb der Burg. Trotz späteren Umbauten behielt die Kirche ihre spätgotische Gestalt auch während der folgenden Jahrhunderte. In der Kirche wurde der Jan Puta von Schwihau beigesetzt. Vor Kurzem wurden auch Reste der Allerheiligenkirche bei Raby untersucht, die sich auf einer kleineren Erhebung, dem Allerheiligen Berg (Lišná) westlich von der Stadt befinden

Literatur

MENCLOVÁ, D. 1960: Rabí – státní hrad a památky v okolí. Praha.
FOSTER, L. – KOČÁR, P. – KOČÁROVÁ, R. 2013: Doklady středověké sladovnické výroby na hradě Rabí. Kvasný průmysl 59/1, 19-26.
DURDÍK, T. 2000: Ilustrovaná encyklopedie českých hradů. Praha.
JUNKOVÁ, E. 2014: Rabí Ruins of the Church of the All Saints near Rabí (Klatovy district). Student Archaeology in Europe 2014, 80-87.
KAMENICKÁ, E.: 1994: Nové poznatky o stavebním vývoji hradu Rabí ve světle archeologických výzkumů. Castellologica Bohemica 4, 311–326.