Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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RAUHER KULM

Burgwall

Kreis: Eschenbach in der Oberpfalz
Datierung: Horní Falc
Lage: 8. - 16. Jahrhundert

Zugang

Der Gipfel kann auf dem blauen oder roten Wanderweg aus Neustadt am Kulm bestiegen werden.

Bedeutung

Der Rauhe Kulm ist eine bedeutende frühmittelalterliche Wallanlage auf einem Basaltberg in der Höhe von 683,5 m NN, von wo aus die mehr als 200 Meter tiefer liegende breite Umgebung kontrolliert werden konnte. Diese imposante Stelle war bereits seit dem früher Mittelalter besiedelt, später entstand hier eine hochmittelalterliche Burg, die gegen die Hälfte des 16. Jahrhunderts zerstört wurde. Heute befindet sich auf dem Berg ein Aussichtsturm mit einer wunderschönen Aussicht.

Beschreibung

Die Höhenburg in der Nähe von Neustadt am Kulm befindet sich auf einem der imposantesten Basaltberge der Oberpfalz. Manchmal wird sie auch als Flednitz genannt. Anfänge archäologischer Grabungen fallen in die Jahre 1908 bis 1910, damals zeigten die Grabungen von A. Neischel auf vorgeschichtliche sowie frühmittelalterliche Siedlungsspuren. Später wurde der Ort in den Jahren 2004 bis 2007 durch Hans Losert intensiv untersucht. Während der Untersuchungen der Befestigungsanalgen wurden Überreste der 12,5 breiten und 2 m hohen Befestigung aus Basaltblöcken mit einem Zangentor freigelegt. Den Kern des Walls bildete eine Trockenmauer. Die Datierung stützt sich auf Keramikfunde, die in die Wende des 8. und 9. Jahrhunderts datiert werden. Während des 19. Jahrhunderts wurden große Teile der Befestigungsmauer durch Abbau von Basalt zerstört. Der südwestliche Teil der Fläche der Höhenburg wird durch die Hauptburg eingenommen. Während archäologischer Grabungen wurden neben Keramik auch viele weitere Funde entdeckt, bemerkenswert sind eiserne Pfeilspitzen mit einem Tüllen und rhombischen Blatt. Diese Funde belegen vermutlich in der Wallanlage sowie in ihrer Umgebung die Anwesenheit ungarischer Kämpfer. Bemerkenswert ist aber auch der Fund eines Missionskreuzes aus dem 8. bis 10. Jahrhundert, das die Bemühungen um die Christianisierung dieses Gebietes und vermutlich auch des naheliegenden Böhmischen Gebietes belegt. In der Nähe der Wallanlage befindet sich eine relativ hohe Anzahl von frühmittelalterlichen Gräbern. Das nächst liegende Gräberfeld ist Mockersdorf, das ins 8. bis 9. Jahrhundert datiert wird. Erwähnenswert sind auch der Barbaraberg und der Eichelberg.

Literatur

Losert, H. 2007: Neue Forschungen am Rauhen Kulm. Teil 2: Archäologische Untersuchungen zur Kenntnis von Besiedlung und Befestigung im frühen Mittelalter. In: Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberösterreich, 119-126.
Losert, H. 2009 : Moinvinidi, Radanzvinidi und Nabavinidi Geschichte und Archäologie der Slawen in Bayern. In: Siedlungsstrukturen und Burgen im westslawischen Raum. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 52, 219-294.
Losert, H. 2012: Die Slawen in Nordostbayern. In : Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberösterreich. 21. Treffen in Stříbro, 139-168.
Neischl, A. 1912: Die vor- und frühgeschichtlichen Befestigungen am Rauhen Kulm bei Neustadt a. Kulm (Oberpfalz). Nürnberg.