Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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PLESANOV

Dorf

Kreis: Tachau
Datierung: Plzeňský kraj
Lage: 13. - 15. Jahrhundert

Zugang

Der Standort befindet sich am südöstlichen Rand der Gemeinde Speierling (Skřivín) auf dem Grundstück Nr. 361 an der Quelle eines namenslosen Baches, der in den Wierauer Bach (Výrovský potok) mündet. Durch die Alteingesessenen wurde die Stelle "Altes Schloss" genannt. Der Ort ist von der Straße aus zugänglich, die aus Hollezrieb (Holostřevy) oder Speierling nach Mallowitz (Malovice) führt. Das untergegangene Dorf erstreckt sich nördlich von der Kreuzung, d.h. an der linken Seite der Straße nach Mallowitz.

Bedeutung

Das untergegangene Dorf Plesanov ist ein wichtiges Beispiel eines mittelalterlichen Dorfes, welches in Westböhmen im 13. und 14. Jahrhundert entstand. Dieses Dorf gehörte dem kladrauer Kloster, von dem aus der Landbau in Richtung zur bergigen böhmisch-pfälzischen Grenze betrieben wurde. Das Dorf wurde wahrscheinlich während der Hussitenkriege zerstört, jedenfalls ist es nicht gelungen, in der unruhigen Nachkriegszeit das Dorf neu aufzubauen.

Geschichte

Das untergegangene Dorf Plesanov wird gegen 1239 im Eigentum des Klosters Kladrau erwähnt. Später erschient das Dorf in den Quellen 1463 im Zusammenhang mit dem Brand der Stadt Kladrau, wann das Dorf Plesanov an Bohuslav von Schwanberk verpfändet wird. In dieser Urkunde wird das Dorf bereits als wüst erwähnt. In einem weiteren Dokument aus demselben Jahr wird es aber nicht als wüst bezeichnet. Beide Berichte bezeugen, wie schwer sich das Land im Westen von Böhmen von den hussitischen Kriegen erholte. Jedenfalls fällt das Dorf in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wüst, was auch durch eine Grabung bestätigt werden konnte.

Beschreibung

Während einer Feldaufnahme im Frühjahr 1990 wurden durch Peter Rožmberský Überreste einer mittelalterlichen Besiedlung am Rande des Quellgebietes eines namenslosen Baches festgestellt, der in den Wierauer Bach mündet. Der Standort liegt etwa 2 km nordöstlich vom Dorfplatz in Speierling. Auf der durch Windbruch und liegende Bäume stark beeinträchtigten Fläche wurden Überreste scheinbar einer Feste entdeckt. Diese wurde durch einen quadratförmigen Hügel mit abgerundeten Ecken gebildet und durch einen Graben umgeben. Weitere Fragmente eines Grabens befanden sich an der Südseite der Fläche. Die umgestürzten Bäume legten steinerne Fundamente von Bauwerken frei, die ein Komplex von Lehmputz und Keramik beinhalteten.
Im Jahre 2010 wurde auf der Fläche unter der Leitung von Lucie Galusová eine archäologische Grabung mit dem Ziel durchgeführt, die archäologischen Situationen zu retten und zu erfassen, die durch die schweren forstwirtschaftlichen Maschinen zerstört wurden, den gesamten Standort zu datieren und die auf der Oberfläche beobachteten Typen der einzelnen Bauwerke (Feste, Mühle?) zu bestätigen. Neben der Freilegung einiger Situationen wurde auf der Fläche (insbesondere auf der Fläche der Festung) eine geophysikalische Untersuchung durchgeführt, mit der die unterirdischen Strukturen beobachtet werden konnten. Um den Zustand der Landschaft und Zusammensetzung der Vegetation in der Zeit des Bestehens des Dorfes feststellen zu können, wurden Proben für naturwissenschaftliche Untersuchungen entnommen, insbesondere für eine Pollenanalyse, mit der die Veränderung festgestellt werden kann, wann der mittelalterliche Acker mit Wald verwächst. Während der Grabungen wurden in einer der Sonden Überreste einer bestehenden Stube eines mittelalterlichen, scheinbar dreiteiligen Hauses mit einer flachen Stube mit einer Fläche von 20 bis 25 m2 entdeckt. Eine mächtige Schicht Lehmputz mit Abdrücken von nicht abgekanteten Balken ist ein Nachweis dafür, dass hier eine gezimmerte Stube mit einer Decke aus Lehmputz stand. Im nordwestlichen Bereich der Sonde wurden Überreste einer Heizungseinrichtung mit einem abgeschätzten Grundriss von 1,4 m entdeckt. Die Wölbung dieses Ofens wurde aus Geflecht hergestellt, dass mit Lehm verputzt und folgend ausgebrannt wurde. Die Hypothese über das Bestehen einer Wassermühle in diesem Dorf konnte nicht bestätigt werden. Während der Grabungen wurden Überreste eines Bauwerkes entdeckt, deren Funktion sowie Ausrichtung unbekannt sind, das aber den Keramikfunden nach ans Ende des 14. bis Beginn des 15. Jahrhunderts datiert werden kann. In der Nähe befand sich eine Schicht Quarz, die durch die Autorin der Grabung in Zusammenhang mit der Existenz eines Hofes oder einer Straße gebracht wird. Durch weitere Sonden konnten Überreste von Bauwerken entdeckt werden, die höchstwahrscheinlich eine wirtschaftliche Funktion hatten und in Folge eines Brandes untergegangen sind. Mit Hilfe der Datierung keramischer Fragmente aus dem untergegangenen Dorf konnte das Bestehen des Dorfes seit dem 13. oder Beginn des 14. Jahrhunderts und sein Untergang während der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts bestätigt werden. Neben Keramik wurden während der Grabung auch Metallgegenstände gefunden (Fragmente eines Hufeisens und Gürtelkluppen).

Literatur

Galusová, L. 2012: Zaniklý středověký sídelní areál na Tachovsku, Archaeologia Historica 37, 319-329.
Rožmberský, P. 1990 : Nově zjištěné tvrziště na Tachovsku, Hláska 1, 11.
Rožmberský, P. – Trachta, M. 1992 : Starý zámek, Hláska 4, 43.