Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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WESAMIN

Burgwall

Kreis: Tachau
Datierung: Plzeňský kraj
Lage: 8. - 9. Jahrhundert

Zugang

Der Burgwall Wesamin (Bezemín) ist durch den gelb markierten Wanderweg aus Konstantinsbad (Konstantinovy Lázně) zugänglich, der über die Burgruinen Guttenstein (Gutštejn), Wesamin nach Schippin (Šipín) führt.

Bedeutung

Der slawische Burgwall über dem Zusammenfluss des Neumarkter Baches (Úterský potok) und des Baches Hadovka ist ein einmaliger Zeuge der praktischen Siedlungs- und Befestigungstätigkeit der Slawen im 8. bis 9. Jahrhundert. Bemerkenswert ist die Beziehung des Burgwalls zu der nicht weit entfernten Grabstätte, an der 45 Hügelgräber identifiziert werden konnten.

Geschichte

Aus den Untersuchungen der im Rahmen von Grabungen vorgefundenen Keramik ergibt sich eine Datierung des Burgwalls ins 8. bis in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts. Es wird davon ausgegangen, dass nach dem Untergang des Burgwalls die Besiedlung in die Lage Schippin wechselte.

Beschreibung

Der frühmittelalterliche Burgwall bei Wesamin bilet ein Komplex mit der anliegenden Hügelgrabstätte. Der zweiteilige Brugwall befindet sich auf einem Sporn über dem Zusammenfluss des Baches Hadovka mit dem Neumarkter Bach. Die zwei unterschiedlich großen, selbständig befestigen Teile des Burgwalls hatten scheinbar auch unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. Der äußere Teil des Burgwalls hat eine Fläche von 3,45 ha, deren ovale Form bis heute durch Wallüberreste begrenzt wird. An der südlichen Seite der Fläche ist bis heute noch ein Graben sichtbar. Der 0,4 ha große zweite Teil des Burgwalls wird heute als der Zentralbereich (Akropolis) interpretiert. Auch hier blieben Überreste der Befestigung erhalten.
In den Jahren 1949 und 1950 wurden am Burgwall Grabungsarbeiten durch Jan Kudrnáč durchgeführt, der einen Schnitt durch den südöstlichen Burgwall führte und eine steinerne Stirnmauer erfasste. Daneben untersuchte er den Graben und einige Hügelgräber der nahe liegenden Hügelgrabstätte. Ein großes Vorkommen von Lehmputz und an manchen Stellen auch "Wallbrandkörper" deuten darauf hin, dass der Burgwall in Folge eines mächtigen Brandes untergegangen ist.
In einer Entfernung von etwa 170 m von der Fläche des Burgwalls befindet sich eine Hügelgrabstätte, die in der Vergangenheit ein Gegenstand von Untersuchungen war. Unter der Leitung von J. Kudrnáč wurden von den insgesamt fünfundvierzig Hügelgräber vier untersucht. Neben kleinen nicht verbrannten kleinen Knochen beinhalteten die Hügelgräber auch Burgwallkeramik und Lehmputzstücke. Der Durchmesser der Hügelgräber betrug von 490 bis 630 cm, die Gräber erreichten Höhen von 50 bis 70 cm. Der Mantel des Hügelgrabs bestand aus einer Mischung aus Lehm, Steinen und Asche. Den Kern des Hügelgrabs bildeten auf sich gelegte Schiefersteine. Im Fall eines Hügelgrabs wird davon ausgegangen, dass in ihm eine hölzerne Konstruktion stand.

Literatur

Čtverák, V. – Lutovský, M. – Slabina, M. – Smejtek, L. 2003 : Encyklopedie hradišť v Čechách. Praha.
Kudrnáč, J. 1951 : Slované v západních Čechách, Archeologické rozhledy 3, 185 – 190.
Kudrnáč, J. 1952 : Slovanské mohyly při horním toku Mže, Archeologické rozhledy 4, 487 – 490.
Lutovský, M. 2001 : Encyklopedie slovanské archeologie v Čechách, na Moravě a ve Slezsku. Praha.
Metlička, M. 2008 : Pravěká a raně středověká hradiště v západních Čechách. Nepublikovaná diplomová práce, FF UK. Praha.
Svobodová, H. 1992 : Bezemín, okr. Tachov, Výzkumy v Čechách 1988/1989, 15.
Trnka, R. 2006 : Hradiště Bezemín, Hláska – Zpravodaj klubu Augusta Sedláčka 17/3, 35 – 37.
Turek, R. 1967 : Smolovské hradisko a problém Tuhoště, Archeologické rozhledy 19, 445 – 451, 461 – 464.