Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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TEPL

Kloster

Kreis: Eger
Datierung: Karlovarský kraj
Lage: 12. - 21. Jahrhundert

Zugang

Das Stift Tepl (Teplá) befindet sich in der Stadt Tepl (Teplá)

Bedeutung

Das Stift Tepl war ein bedeutendes religiöses, soziales und kulturelles Zentrum an der Egerer Landstraße. Von hier aus fand die Kolonisierung eines breiten grenznahen Gebietes statt. Die archäologische Untersuchung des Klosters ergab viele bemerkenswerte Funde. Zu diesen gehört die Entdeckung eines mittelalterlichen Heiligtums aus der Zeit des Gründers des Klosters, des Seligen Hroznata. Gleichzeitig wurde ein vielfältiger Fundkomplex mittelalterlicher und neuzeitlicher Artefakte gewonnen, die uns eine Einsicht auf viele Aspekte das tagtäglichen Lebens in Westböhmen ermöglichen.

Geschichte

Der Überlieferung nach wurde das Stift der Prämonstratenser durch den Hroznata von Ovenec (heute Bubentsch (Bubeneč) in Prag) an der Egerer Landstraße im Jahre 1193 gegründet. Von 1197 stammt das so genannte Testament des Hroznata, das für die Gründungsurkunde des Klosters gehalten wird. Die tschechische Bezeichnung der ursprünglichen Marktsiedlung „Teplá“ (teplo = warm) ist seit Beginn des Bestehens dieses Ortes nachgewiesen und belegt eine tschechische Besiedlung. Der Name steht vermutlich mit der Erwärmung des heute gleichnamigen Flusses durch warme Quellen zusammen. Im Laufe des 13. Jahrhunderts beteiligte sich das Kloster an der Kolonisierung der Umgebung. 1278 wurde das Kloster durch die Truppen Ottos (V.) von Brandenburg geplündert und niedergebrannt. Die Zeit der Hussitenkriege überstand das Kloster ohne größere Probleme, betroffen wurde es nur wirtschaftlich durch die Plünderung des Umfeldes des Klosters durch die hussitischen Heere aus Tachau (Tachov). 1549 wurde das Kloster durch eine Epidemie der Pest betroffen, die nur 2 Mitglieder des Konvents überlebt haben. 1618 wurde das Kloster Tepl 17 Tage lang durch das Städteheer geplündert, 1647 ereignete sich in seiner Nähe eine Schlacht zwischen dem schwedischen und kaiserlichen Heer. Das 17. und 18. Jahrhundert stellte für Tepl eine Zeit der Ruhe und Blüte des Klosters dar. Im Klostergelände wurden große Umbauten im Barockstil durchgeführt. Am Ende des 18. Jahrhunderts beteiligte sich der Abt des Klosters, Karl Reitenberger, an der Entstehung eines Kurortes, der zur Grundlage einer neuen, als Marienbad (Mariánské Lázně) bekannten Stadt wurde. Die prodeutsche Einstellung des Abtes Gilbert J. Helmer während des Zweiten Weltkrieges hat zum Schutz des Klosters nicht beigetragen, im Rahmen des Rassenprogramms Lebensborn wurden seine Räumlichkeiten als Geburtsklinik für unverheiratete deutsche Frauen genutzt. Zwischen 1950 bis 1978 wurde das Kloster durch die tschechoslowakische Armee genutzt, die das Kloster in einem verfallenen Zustand verlassen hat. Das Leben des Konvents wurde nach 1989 neu ins Leben gerufen. Seine Mitglieder verwalten derzeit zahlreiche Pfarreien in Westböhmen und haben zur Sanierung des Klosters beigetragen.

Beschreibung

Die Klosterkirche Mariä Verkündigung ist eine dreischiffige Hallenkirche in Böhmen und gilt als ein Beispiel für den Übergang von romanischen zum gotischen Stil. Die Kirche wurde 1232 geweiht und hatte Gestalt einer dreischiffigen Halle. Die Länge des Bauwerkes beträgt 62,3 m, die Höhe erreichte 15,6 m. Zur Wende des 17. und 18. Jahrhunderts fand ein umfangreicher Barockumbau des Klosters statt. Im Nordschiff des Klosters, in der Hroznata-Kapelle, befindet sich ein Schrein mit den Überresten des Klostergründers, des Seligen Hroznata. Während des Barockumbaus entstand der Flügel der Prälatur und des Konvents. Zu den weiteren Teilen des Klosters gehören ein Hospiz, ein Kornspeicher, eine Bibliothek, ein Museum, ein Pavillon, die Neue Apotheke, Wirtschaftsgebäude und eine Gärtnerei.
In den Jahren 2011 und 2012 wurden auf dem Klostergelände archäologische Grabungen durchgeführt, die sich insbesondere auf den südlichen Teil der Kanonie, insbesondere in den Bereich des Kreuzganginnenhofes und der Prälatur konzentrierten. Neben dem Gewinn einer großen Menge an Erkenntnissen über die Klostergebäude aus dem Mittelalter und der Zeit des Barocks sowie über ihre Befestigung konnte vor der Westfront der Prälatur ein überraschender Befund eines unbekannten romanischen sakralen Bauwerkes entdeckt werden.
Der Bau wurde aus Bruch- und Sammelsteinen gebaut. Als Bindemittel des Mauerwerks diente sandiger Lehm mit Kies. Im Osten befand sich eine halbkreisförmige Apsis mit einer inneren Breite von 3,35 m und Tiefe 2,25 m mit einer 1,3 – 1,4 m mächtigen Mauer. An den abgesetzten Nordrand der Apsis schloss eine Umfassungsmauer des Kirchenraums an, die in einer Länge von mehr als 10 m weiterverfolgt wurde, ohne einen Umbruch nach Süden feststellen zu können. Das Gebäude einer unbekannten Weihung wird durch die Archäologen in das 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts datiert. Somit stellen die Archäologen dieses Bauwerk in einen Zusammenhang mit der unbekannten Residenz des Klostergründers, des Magnaten Hroznata.

Literatur

Hlinomaz, M. 2003: Klášter premonstrátů Teplá. Karlovy Vary.
Kuthan, J. 1994: Česká architektura v době posledních Přemyslovců. Města – hrady – kláštery – kostely. Vimperk.
Merhautová, A. 1971: Raně středověká architektura v Čechách. Praha.
Vlček, P. – Sommer, P. – Foltýn, D. 1997: Encyklopedie českých klášterů. Praha.
Nováček, K. – Široký, R. – Starková, L. 2014: Pokračování výzkumu v areálu premonstrátské kanonie v Teplé. Památky západních Čech 4, 7-19.
Široký, R. – Nováček, K. 2011: První etapa výzkumu v areálu premonstrátské kanonie v Teplé. Památky západních Čech 1, 37–47.
Široký, R. – Panáček, M. 2013: Barokní štolový systém konventu a prelatury premonstrátské kanonie v Teplé. Dějiny staveb 2013, 252–262.
Zahradník, P. 2011: Stavební dějiny premonstrátského kláštera Teplá (I. část). Sborník muzea Karlovarského kraje 19, 7–72.