Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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ROßHAUPT

Schlachtfeld

Kreis: Tachau
Datierung: Plzeňský kraj
Lage: 17. Jahrhundert

Zugang

Von der Straße Nr. 605 hinter Roßhaupt Richtung Waidhaus besteht die Möglichkeit rechts auf den Parkplatz an der Tankstelle zu fahren. Folgend müssen einige Schritte zurück entlang der Hauptstraße nach Roßhaupt zurückgelegt werden. Danach ist die Straße zu überqueren. Der Weg führt weiter auf der Straße (Radweg Nr. EV 13) bis zu einer Waldschneise mit einer Hochspannungsleitung. Von hier aus kann auf einem Waldpfad der Hügel Nad Rašelinami (576 m NN) bestiegen werden, auf dem sich eine der größten Festungen der Katholischen Liga befindet, die sog. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die erwähnte Straße weiter zu verfolgen, die Brücke über der Autobahn zu überqueren und am touristischen Schutzdach rechts entlang des Militärgeländes weiter zu gehen. Rechts befinden sich Überreste einer vorgeschobenen Redoute mit vier Bastionen (zerstört durch den Bau der Straße). Am Tor zum Militärgelände geht es dann entlang der Mauer auf einem Waldpfad weiter. In dem Wald befindet sich eine weitere Redoute mit vier Bollwerken, in der Nähe dann Relikte weiterer Befestigungsanlagen aus dem Dreißigjährigen Krieg. An der Waldgrenze befinden sich die Schutzgräben, die mit der Befestigung des Eisernen Vorhangs zusammenhängen.

Bedeutung

Nach der Niederschlagung des Aufstandes der böhmischen Stände in der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 stand in Westböhmen das bisher ungeschlagene protestantische Heer des Peter Ernst II. von Mansfeld. Mit dem Ziel, die Lage in Böhmen zu Gunsten der Aufständischen zu umkehren, begann er 1621 mit Kriegshandlungen. Anfang Sommer 1621 nahm Mansfeld eine neue Intervention ins Böhmische auf. Diese Kampfhandlungen stellte er im Sommer 1621 ein - in den stellte sich ihm nämlich zwischen Waidhaus und Roßhaupt das Heer der Katholischen Liga unter Johann t´Serclaes de Tilly in den Weg. Hier fand dann die letzte blutige Schlacht statt, die in eine Pattsituation mündete und Mansfeld gezwungen hat, in die Unterpfalz zu ziehen. Auf dem Schlachtfeld erhielt sich bis heute ein einmaliges System der Feldbefestigungen aus dem Dreißigjährigen Krieg, die zum Schutz der Landesgrenze auch in den späteren Zeiten genutzt wurden. In der Nähe befinden sich dann Relikte der Befestigung aus der Zeit des Kalten Krieges.

Geschichte

Das böhmisch-pfälzische Heer Peter Ernst II. von Mansfeld begann mit dem Bau eines befestigten Feldlagers bei Waidhaus am 19. Juni. Auf der strategischen Erhebung Střebelský vrch wurden mächtige Artilleriestellungen aufgeschüttet, an die eine Befestigung anschloss, die nach unten zum Feldlager führte. Somit entstand ein Zufluchtsort, der dem Ansturm des von Pilsen sich annähernden Heeres der Katholischen Liga unter der Führung von Johann t’Serclaes de Tilly standhalten sollte. . Zu ersten Zusammenstößen kam es bei Hesselsdrof (Hošťka) am 14. Juli, wann die ligistischen Musketiere von den Mansfeldschen überfallen wurden. Das Dorf wurde niedergebrannt. Dasselbe Schicksal traf auch das Dorf Katharina (Svatá Kateřina). Die ligistischen Soldaten wurde bis nach Pfraumberg (Přimda) verfolgt. Am 15. Juli traf eine vorgeschobene Truppe ligistischer Soldaten mit 1 000 Mann an, die Roßhaupt besetzten. Am folgenden Tag trafen hier Verstärkungen ein. 3 000 Mann stießen gegen die Mansfeldschen Schanzen auf dem Střebelský vrch vor. Nach einer ganztägigen Schlacht fielen 370 ligistische und 300 Mansfeldsche Soldaten. Der erste Zusammenstoß offenbarte, das in einer bergigen und bewaldeten Landschaft es schwierig sein wird den Feind zu schlagen. So begann das Heer der Katholischen Liga mit der Errichtung eines großen Feldlagers zwischen Roßhaupt und der Landesgrenze. Weitere Soldaten starben während gelegentlichen Gefechten und größerer Mansfeldscher Gegenangriffe. Die Heere wurden im Sommer durch Infektionskrankheiten geplagt. Dadurch starben täglich 12 bis 30 Man. Anfang August begannen die Ligisten vorgeschobene Artilleriestellungen zu errichten. Dies führte zu weiteren Angriffen und Gegenangriffen, um zu verhindern, das die eine oder die andere Seite keine wichtigen Positionen im Mittelpunkt des Schlachtfeldes besetzt, von denen aus ein entscheidender Angriff geführt werden könnte. Die langwierigen Kämpfe zwischen Roßhaupt und Waidhausen endeten im Septemer 1621. Auf dem Kampflatz entstand eine Pattsituation. Doch über Furth im Wald näherte sich zu Cham das zweite katholische Heer. Für Mansfeld bestand darin die Gefahr von beiden Seiten eingeschlossen werden zu können. Somit mussten seine Truppen das befestigte Lager verlassen und marschierten zum Rhein in die Pfalz ab.

Beschreibung

Das Schlachtfeld erstreckte sich unmittelbar am Grenzübergang zwischen Roßhaupt und Waidhaus, wobei die Feldbefestigungen durch das böhmisch-pfälzische Heer auf dem Střebelský vrch, sowie durch Tillys Truppen in der Linie Březový vrch, Nad Rašelinami gebaut wurden, wodurch dem Feind ein freier Zugang ins Böhmische verwehrt wurde. Durch das Mansfeldsche Heer wurde eine Bastionärbefestsigung auf Anhöhen gebaut, hinter denen das Militärlager versteckt wurde. Auf der Seite der Katholischen Liga kann hypothetisch geschlussfolgert werden, dass die Befestigungen auf den Anhöhen des Böhmischen Waldes die Gestalt eines Trichters hatten und sich aus Bastionen, Reduten, Redane und linienhafte Verbindungen mit einer Gesamtlänge von 4 km zusammengesetzt habem. Hinter den Hauptbestandteilen der Befestigung wuren folgend die Militärlager aufbewahrt. Während der Schlacht kam noch ein System der vorgeschobenen Befestigungen hinzu, die sich südwestlich von den Hauptbefestigungen befunden haben. Eine Detektorenuntersuchung wurde in den Befestigungen, sowie auf dem sog. „Krvavé pole“ durchgeführt. “
Die größte Feldfestung ist die sog. Tilly Schanze. Es war eine quadratförmige Redoute, die in Richtung Westen um einen Redan und Richtung Süden um eine Bastei verstärkt wurde Ein einmaliges Element ist ein Kavalier inmitten der Festung, in dem sich das Zelt des Heerführers befand. Auf einer Radierung von R. Sadeler befindet sich ein Kavalier unter der Nr. 13. Die Abbildung ist fast getreu, unterscheidet sich nur in der Ausführung des Ostwalls, wo Durschläge abgebildet sind, mit denen das Zeltlager betreten werden konnte. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass unmittelbar unterhalb des Gipfels sich tatsächlich ein Zeltlager befand, weil in der Bedeckung der Festung bis heute noch kleine eingetiefte Objekte ersichtlich sind. Vermutlich handelt es sich um Relikte eingesenkter Zelte. Der hintere Teil der Festung hatte die Gestalt gleichlaufender Halbbasteien. Das ist sehr stark einem Hornwerk ähnlich. . Vor der Festung befindet sich ein System von Kontergarden, die an der Nordseite der Festung um eine flache Bastei ergänzt wurden, von der aus der vorbeiführende Hohlweg unter Beschuss genommen werden konnte.


Literatur

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