Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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WOSANT

Dorf

Kreis: Tachau
Datierung: Plzeňský kraj
Lage: 14. – 20. Jahrhundert

Zugang

Das Dorf Wosant (Bažantov) befand sich in der Hälfte der Straße zwischen Petlarn (Žebráky) und Schönwald (Lesná) in der Nähe des untergegangenen Dorfes Purschau (Pořejov).

Bedeutung

ein nach 1945 untergegangenes Dorf

Geschichte

Wosant wurde scheinbar bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet, doch die erste schriftliche Kunde stammt erst von 1361. Während des 14. Jahrhunderts wurde das Dorf zum Bestandteil der Tachauer Herrschaft, zu deren Eigentümern später die Adligen aus Purschau und weiter aus Schönwald wurden. Doch nach am Ende des 15. Jahrhunderts wurde Wosant wieder ein Eigentum der Stadt Tachau (Tachov). 1555 werden im Tachauer Urbar 30 Bauern und 2 Häusler verzeichnet. Im Dreißigjährigem Krieg wurde das Dorf stark betroffen. Sowie in anderen Teilen Böhmens kam es auch hier zu einem Rückgang der Bevölkerung (im Jahre 1638 lebten hier nur noch 7 Familien). Der große Dorfbrand von 1873 zerstörte bis auf ein Anwesen den gesamten Ort. Ende 1945 wurde Wosant durch die US-Armee besetzt. 1946 wurden sämtliche Einwohner deutscher Nationalität aus dem Dorf vertreiben. Danach fanden mehrere Versuche statt, das Dorf neu zu besiedeln, die aber keinen Erfolg hatten. Endgültig aufgegeben wurde das Dorf im Jahre 1968, wann die letzte hier lebende Familie ausgezogen ist. Als wüst wurde das Dorf offiziell im Jahre 1974 bezeichnet. 1990 wurde durch die ehemaligen Dorfbewohner an Stelle des untergegangenen Dorfes (an der Stelle der ursprünglichen Dorfkapelle) ein Holzkreuz aufgestellt und eine Gedenktafel eingesetzt, die an das Dorf erinnert.

Beschreibung

Wosant liegt etwa 6 km südwestlich von Tachau. Es war ein Rundling mit einer Bebauung entlang des Dorfplatzes mit drei kleinen Weihern. Vor dem Krieg befanden sich im Dorf 59 Anwesen mit 243 Einwohnern. Die Hausgiebel der sog. Wohnstallhäuser waren auf den Dorfplatz ausgerichtet. An die Häuser schloss die Flur an. Neben einer Dorfkappelle befand sich in dem Dorf auch das Gebäude der sogenannten Alten Schule und eine kurz vor dem Krieg erbaute Neue Schule.
Im Jahre 2008 wurden hier unter der Leitung von L. Funk Grabungsarbeiten durchgeführt, mit dem Ziel, die Methoden für die Erforschung dieser Art von Denkmälern zu überprüfen. Der erste Abschnitt einer nicht destruktiven Untersuchung war die Erfassung und Interpretation der Reste des Dorfes in einem bereits verwachsenen Gelände und ihr Vergleich mit zur Verfügung stehenden Luftaufnahmen. Insgesamt konnten 115 Gebäudeüberreste identifiziert werden – zum Beispiel ein Wohnhaus, ein Wirtschaftsgebäude, eine Scheune oder ein Speicher.

Literatur

Funk, L. 2008: Zaniklá ves Bažantov na Tachovsku. Nedestruktivní průzkum parcely čp. 7. In : Dějiny staveb 2007, 251 – 253.
Funk, L. 2009 : Archeologický výzkum zaniklé vsi Bažantov na Tachovsku. Nepublikovaná diplomová práce, katedra archeologie FF ZČU v Plzni.
Procházka, Z. 2011 : Putování po zaniklých místech Českého lesa. II. Tachovsko. Domažlice.
Vařeka, P. – Balý, R. – Funk, L. – Galusová, L. 2008 : Archeologický výzkum vesnic středověkého původu na Tachovsku zaniklých po roce 1945, Archaeologia historica 33, 101 – 117.