Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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LESNA - „VAŠÍČEK“

NICHT MEHR EXISTIERENDE KOMPANIE DES GRENZSCHUTZES UND ABSCHNITT DES EISERNEN VORHANGS

Kreis: Tachau
Datierung: Plzeňský kraj
Lage: 20. Jahrhundert (1950 – 1989)

Zugang

Die nicht mehr existierende Grenzschutzkompanie "Vasicek" liegt 6 km nordwestlich von Lesna und 1,25 km von der Landesgrenze zur Bundesrepublik Deutschland entfernt.

Geschichte

Der Name "Vasicek" leitet sich vom Namen des ersten Kompaniechefs Josef Vasicek ab. Seit dem Jahr 1950 bewachte sie zusammen mit der Nachbarkompanie „Skláře“ einen 10,5 km langen Abschnitt der Staatsgrenze, die von der ehemaligen Pawel Hütte bis nach Fürstenhut führt. Die Grenze liegt in den höchsten Bereichen des Böhmischen Waldes etwa 700 bis 894 m. ü. M. Im Jahr 1965 wurde die Kompanie „Skláře“ abgeschafft und der gesamte Bereich von der Kompanie Vasicek übernommen, die bis zum Jahre 1989 die Grenzzone schützte.

Beschreibung

Zum ersten Mal in Europa wurde an diesem Grenzabschnitt eine archäologische Untersuchung des Eisernen Vorhangs mit nicht-destruktiven Methoden und Sondierungen durchgeführt. Die im Jahr 2014 vom Institut für Archäologie an der Universität Westböhmen in Pilsen durchgeführte archäologische Untersuchung des fast vollständig bewaldeten Abschnitts, konzentrierte sich auf die Dokumentation der Oberflächenreste der sogenannten ingenieurtechnischen Grenzunterstützung aus den 1950er bis 1980er Jahren. Für ihre Interpretation wurden historische Luftbilder und Archivdokumente verwendet. Es ist ein kleiner Abschnitt des sog. Eisernen Vorhangs, der die längste Befestigungslinie in der Geschichte Europas darstellt und sich von Finnland bis zum Balkan erstreckt. Diese sollte offiziell das Eindringen von „Störern“ aus dem Westen in die Länder des Sowjetblocks verhindern, aber tatsächlich schloss man die Grenzen für die eigenen Bürger, so dass sie ihre Meinung über das "Paradies der Werktätigen" nicht durch die "Abstimmung mit den Füßen" zum Ausdruck bringen konnten. Vier Entwicklungsphasen zeigen die Veränderungen der Absicherung der Grenze. Die älteste Linie von 1951 bis 1965 (EZOH) war mit einer elektrischen Hochspannungssperre ausgestattet und durch nur wenige hundert Meter von der Grenze entfernte Minen ergänzt und die letzte Phase aus den 1980er Jahren (U-80) hatte eine bis zu 3,4 km von der Grenze entfernte Niederspannungssignalwand. Einzelne Linien des ehemaligen Eisernen Vorhangs sind noch in Form von bewachsenen Waldschneisen sichtbar (die älteste EZOH-Linie kann leicht durch Tausende Porzellanisolatoren erkannt werden, die im Gelände hinterlassen wurden), die manchmal noch ursprüngliche entwurzelte Säulen und Stacheldrahtreste enthalten. Häufig noch ergänzt durch Geländeanpassungen (planierte Gebiete durch starke Mechanisierung) und geeignete asphaltierte Straßen für eine schnelle Fortbewegung der Grenzschutzeinheiten. Die nicht-destruktive Forschung wurde durch eine kleinere Sondierung des ältesten Sperrabschnitts (EZOH) ergänzt, die Gruben von ehemaligen Säulen, die 3 Wände aus Stacheldraht trugen, enthüllte, wobei die Mittlere mit bis zu 6000 V versorgt wurde. Ebenso wurde ein gepflügter Streifen, der Spuren von "Eindringlingen" enthüllen sollte, entdeckt. Ebenfalls wurde die Linie aus den 60er-Jahren untersucht (U-60).
Die derzeit verschwindenden Mauerwerkskonstruktionen der Kompanie "Vasicek" östlich der Straße, wurden in den frühen 1960er Jahren errichtet, um die älteren zusammengebauten sog. "UBA" Kasernen zu ersetzten. Darüber hinaus sind der asphaltierte Hof, der zur Aufstellung der Einheit diente, die Garage, die Zwinger für Hunde, die darauf trainiert waren, Menschen, die sog. "Störer" der Grenzzone, zu jagen, der Schweinestall und die Überreste des Sportkomplexes erhalten geblieben. Auf der Westseite der heutigen Straße befinden sich Ruinen von sog. finnischen Holzhäusern, die als Quartiere für Berufssoldaten dienten. Die archäologische Forschung, bei der sowohl Sondierungen als auch Oberflächensammlungen durchgeführt wurden, konzentrierte sich auf das nahe gelegene Abfallgebiet, in dem der Müll der Kompanie deponiert wurde. In den einzelnen Phasen des Bestehens der Kompanie wurden die Abfälle in verschiedene Teile des angrenzenden Waldes exportiert, wo sich hügelige Gebilde formierten, die teilweise bis heute erhalten geblieben sind. Die Analyse der Funde ermöglichte es, durch die Artefakte einen Einblick in den Alltag der Soldaten des Kalten Krieges am Eisernen Vorhang zu erhalten.

Literatur

Vařeka, P. – Symonds, J. 2020 (v tisku): Divided Landscapes, Divided Peoples: An Archaeology of the Iron Curtain between Czechoslovakia and Western Germany, In: Symonds, J. – Vařeka, P. (eds.), Archaeologies of Totalitarianism, Authoritarianism, and Repression – Dark Modenities. New York: Palgrave MacMillan.