Archäologischer Atlas der tschechisch-bayerischen
Grenze im Mittelalter und in der Neuzeit


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NEUNBURG VORM WALD

Stadtbefestigung

Kreis: Neunburg vorm Wald
Datierung: Horní Falc
Lage: 13. - 17. Jahrhundert

Zugang

Die Befestigungsanlage ist um den Stadtkern, wo man bequem parken kann, zu sehen.

Bedeutung

Oftmals leistet die Archäologie einen Beitrag zu einem detaillierten Kennenlernen und einem besseren Verständnis der Befestigung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Städte. Mächtige Stadtmauern wurden zum Beispiel in Neunburg vorm Wald untersucht.

Geschichte

Die Stadt Neunburg vorm Wald wurde auf einer großen Granitzunge zwischen der Schwarzach und dem Rötzer Bach gebaut. Die Ortsbezeichnung Niwnburg erscheint zum ersten Mal im Jahre 1017. Danach wurde an der Spitze des Granitmassivs eine Burg erbaut, die um eine Stadt mit einer mächtigen Stadtmauer ergänzt wurde. Im 12. Jahrhundert war die Stadt im Besitz der Adelsfamilie von Neunburg. Für das 13. Jahrhundert ist es offensichtlich, dass die Stadt mit einer Mauer befestigt war, weil sie in den Quellen als oppidum oder castrum erscheint, erst 1323 wird sie als Stadt, lateinisch civitas erwähnt. Die Stadtmauer ist auf Abbildungen aus der Zeit der Dreißigjährigen Krieges zu sehen. 1641 trafen hier die in der Stadt gelegenen schwedischen Truppenverbände unter Johann Banér mit dem verbundenen bayerischen und kaiserlichen Heer unter Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich aufeinander. Die Ringmauer Bestand aus einer Mauer, die um Türme und einen Palais (Zwinger) mit einem kleinen Rondell ergänzt wurde. Die Fläche der Stadt wurde in vier Zonen aufgeteilt. Der nordwestliche Bereich wurde durch die Burg kontrolliert. In seiner Nähe befand sich der Zugang in die Stadt vom Westen, das sog. Untere Tor. Der Nordteil der Befestigung wurde mit Türmen verstärkt. Ähnlich auch der Ostteil der Stadt. Hierher führte der Hauptangriff. Vor der Stadtmauer befand sich eine vorgesetzte Erdbefestigung, die um halbkreisförmige Basteien verstärkt wurde. Auch die beiden erwähnten Fließgewässer sowie der obere Teich im Osten hatten eine Schutzfunktion, zusammen machten sie einen Zugang zur Stadt schwierig.

Beschreibung

Eine archäologische Untersuchung eines Teiles des Befestigungssystems der Stadt wurde im Jahre 2000 durchgeführt. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Fläche bereits im 13. Jahrhundert befestigt war. Dadurch konnte die Vermutung bestätigt werden, dass es an der Burg einen Markt gab. Etwa eine Generation später wurde die Marktsiedlung zur Stadt erhoben, die mit einer Steinmauer umgeben war. Eine Modernisierung der Befestigung fand unter dem Pfalzgrafen Johann II. statt. In dem zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts wurde die Nordostecke der Befestigung mit einem Turm verstärkt und um eine vorgesetzte Befestigung mit hufeisenförmigen Basteien ergänzt. Diese Befestigung erlebte dann auch eine Belagerung durch die Hussiten zu Beginn des 15. Jahrhunderts. In der Hälfte des 15. Jahrhunderts geriet ins Gefängnis im Turm Schiltenheim der Minnesänger Peter Unverdorben, der hier verstorben ist. Während der Grabungen wurde am Fuß des Turmes ein Körper eines toten, etwa vierzig Jahre alten Mannes entdeckt, dessen Überreste mit Hilfe einer Radiokarbondatierung mit einer Wahrscheinlichkeit von 86% zwischen die Jahre 1423 bis 1492, mit einem Höhepunkt der Kurve gegen 1450 datiert wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen Zeitgenossen von Peter Unverdorben. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Überreste selbst dem zu Tode gequellten Minnesänger gehören. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadtmauer stark beschädigt, deswegen wurden folgend umfangreiche Reparaturarbeiten durchgeführt.

Literatur

Scherbaum, J. 2004: Erste Untersuchungen an der Stadtmauer von Neunburg vorm Wald, Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz und in Regensburg 6, 347-360.
Scherbaum, J. 1998: Stadtbefestigungen im nördlichen Franken. In: Ericsson, I. (Hrsg.), Ausgrabugen. Schicht für Schicht ins Mitterlalter, Bamberg, 136-142.